Einschlafen lernen mit
der Ferber-Methode

Die Ferber- oder 5-Minuten-Schrei-Methode geht zurück auf den amerikanischen Schlafforscher Dr. Richard Ferber, aus dessen Namen sich auch die gängige Bezeichnung „ferbern“ abgeleitet hat. Mitte der 80er-Jahre entwickelte Dr. Ferber einen Behandlungsplan, nach dem Kinder das Ein- und Durchschlafen erlernen sollen. Die Methode wird heutzutage stark kritisiert, unter anderem weil dem Baby das Grundbedürfnis nach Nähe und Geborgenheit vorenthalten wird. Wir stellen die Methode hier vor und klären, was sich dahinter verbirgt.

Das Grundprinzip

Die Ferber-Methode wird auch 5-Minuten-Schrei-Methode genannt. Wie der Name bereits verrät, sieht diese Methode das Schreien lassen des Kindes vor. Wenn du dein Kind ins Bett bringst, wird es nach Durchführung eines Einschlafrituals wach in sein Bettchen gelegt und allein gelassen. In den meisten Fällen fängt das Kind an zu schreien. Der Plan sieht vor, dass du dein Kind zunächst fünf Minuten schreien lässt, bevor du zu ihm gehst und es tröstest. Dabei soll das Kind jedoch nicht aus dem Bett hochgenommen werden. Nach maximal zwei Minuten verlässt du das Zimmer wieder. Schreit das Kind weiter, gehst du erst nach weiteren zehn Minuten wieder zu ihm, um es zu beruhigen. So steigern sich die Abstände bis auf maximal 30 Minuten. Die Prozedur wird so lange wiederholt, bis das Kind schläft.
 
Die Ferber-Methode wurde mittlerweile vielfach abgewandelt, wie zum Beispiel in „Der Plan zum Schlafenlernen“, den die Kinderpsychologin Annette Kast-Zahn und der Kinderarzt Dr. Hartmut Morgenroth in ihrem Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ vorstellen. Dabei sind die Zeitabstände, die das schreiende Kind allein bleibt, wesentlich kürzer.
 
Dennoch bleibt die Methode höchst umstritten. Schreien bedeutet Stress und kann sich negativ auf die Entwicklung deines Kindes auswirken. Kritiker schließen nicht aus, dass das Kind seelische Schäden sowie negative Veränderung im Gehirn erleiden könne.

Voraussetzung

Voraussetzungen für das Anwenden der Ferber-Methode sind laut Ferber ein Mindestalter des Kindes und dass das Kind gesund ist. Außerdem ist Konsequenz notwendig, um Erfolge zu erzielen. Laut den Erfahrungen der Buchautoren Kast-Zahn und Morgenroth ist bei konsequenter Einhaltung des Plans in den meisten Fällen schon nach drei Tagen eine Verbesserung zu beobachten, selten dauert die Umgewöhnung länger als ein oder zwei Wochen. Leichte Abwandlungen des Plans sind natürlich möglich. So kannst du etwa die Wartezeiten verkürzen. Wichtig ist vor allem, dass du ein gutes Gefühl bei der Umsetzung des Plans hast. Nur so kannst du ihn konsequent „durchziehen“ und hast Aussicht auf Erfolg.

Ebendiese Konsequenz fällt vielen Eltern schwer durchzusetzen. Das führt oft dazu, dass sie dem Kind doch wieder die altbewährte Einschlafhilfe geben. Das Kind lernt dann, dass es nur lange genug schreien muss, um sie zu bekommen.

Ein Schlaflernprogramm
ist kein Muss, sondern ein Notfallsystem

Nimm Veränderungen also nur in Angriff, wenn du und auch dein/e Partner/in es wirklich wollen. Solange ihr als Eltern und euer Kind gut mit der bestehenden Schlafsituation zurechtkommt und ihr euch gut damit fühlt, besteht überhaupt kein Grund etwas zu verändern.

Der Plan in der Anwendung

Schlafzeiten für Tag und Abend festlegen:

Wähle die Zeiten so, dass sie dem Schlafbedarf deines Kindes entsprechen. Sonst besteht die Gefahr, dass es nicht müde genug ist. Das kannst du mit dem Führen eines Schlafprotokolls überprüfen.

Verzicht auf Einschlafhilfen:

Grenze die bisherigen Einschlafhilfen wie Herumtragen oder an der Brust nuckeln zeitlich vom Schlafengehen ab. Gib deinem Kind die Brust mindestens eine halbe Stunde vor der festgelegten Schlafzeit.

Abendritual:

Verbringe vor allem die letzten Minuten vor dem Zubettbringen intensiv mit deinem Kind. Ein festes und ruhiges Abendritual gibt deinem Baby und später auch deinem Kind Sicherheit. Es sollte immer gleich ablaufen und entschlossen beendet werden, indem du das Zimmer verlässt.

Weinen lassen nach Zeit:

Wenn dein Kind nun anfängt zu weinen, sieht diese Methode vor, erst wieder nach der planmäßigen Wartezeit zu ihm hineinzugehen und es zu trösten, indem du mit ihm sprichst oder es streichelst. Du solltest es jedoch nicht auf den Arm nehmen und ihm keine weiteren Hilfsmittel geben. Nach spätestens zwei Minuten solltest du laut den Empfehlungen das Zimmer wieder verlassen. Dein Kind soll auf keinen Fall in deiner Anwesenheit einschlafen, sondern sich beruhigen und alleine einschlafen.

„Der Plan zum Schlafenlernen“ aus dem Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ lässt sich auf verschiedene Einschlafprobleme anwenden und bietet eine klare und allgemeine Anleitung für Eltern. Das vorgeschlagene Schlaflernprogramm bietet neben anderen Tipps ein einheitliches Vorgehen an, das sich bei fast jedem Problem anwenden lässt. So kannst du damit deinem Baby beispielsweise gleichermaßen den Schnuller als auch das Einschlafen auf dem Arm abgewöhnen. Dazu ist vorgesehen, das Kind durchaus auch eine kurze Zeit lang schreien zu lassen, es dann wieder zu trösten und ihm Präsenz und Nähe zu geben und dann wieder den Schlafraum zu verlassen. Diese Zeitabschnitte des sogenannten „Schreienlassens“ werden immer länger, angefangen von 2 Minuten bis hin zu maximal 10 Minuten. Das Ziel dieses Vorgehens ist, dass das Kind lernt, alleine und ohne Schlafhilfen einzuschlafen und sich nachts auch wieder selbst beruhigen zu können, ohne ein Eingreifen der Eltern.

Das Schlafprogramm wird als Notfalllösung für verzweifelte Eltern gesehen, die wirklich nur im Äußersten zur Anwendung kommen sollte. Vielmehr sollte man Kindern von Anfang an ein positives Verhältnis zum Schlafen vermitteln und so einen Grundstein für ein gesundes Schlafverhalten legen.

Vor- und Nachteile

Das Schlafprogramm nach der Ferber-Methode hat sowohl Befürworter als auch Kritiker. So wird immer wieder der schnelle Erfolg betont, der dadurch erzielt werden kann. Meist schläft das Kind innerhalb weniger Tage besser ein und durch. Auch die einfache Anwendung wird oft befürwortet. Es gibt eine konkrete Handlungsanweisung, die auf verschiedene Einschlafprobleme angewendet werden kann.

Schlaflernprogramme, die größtenteils auf der bekannten Methode des amerikanischen Kinderarztes Dr. Richard Ferber basieren, sind sehr umstritten. Kritiker bemängeln vor allem das „Schreien lassen“ großen Stress bei einem Kind auslösen und sich negativ auf seine Entwicklung auswirken kann. Kinder brauchen vor allem Geborgenheit und eine schnelle Reaktion auf ihre Bedürfnisse. Kritiker bestätigen zwar auch, dass die Methode relativ kurzfristig funktioniert und eine Verhaltensänderung hervorruft. Sie stellen jedoch in Frage, ob es den Preis wert ist. Denn das Kind ändert sein Verhalten nicht freiwillig, sondern weil es resigniert. Es gibt auf und hört auf zu schreien, weil es die Erfahrung macht: Ich bekomme ja doch nicht, was ich will. Es fühlt sich alleingelassen. Seine Bedürfnisse werden nicht befriedigt und dies kann laut den Kritikern das Vertrauen in seine Eltern und das Selbstwertgefühl des Babys beeinträchtigen.

Außerdem fällt es vielen Eltern schwer, ihr Kind schreien zu lassen. Dies führt oft dazu, dass sie das Programm abbrechen und ihrem Kind zur Beruhigung genau das geben, was sie ihm eigentlich abgewöhnen wollten, zum Beispiel auf Mamas Arm in den Schlaf gewogen werden. Somit lernt dein Kind das Gegenteil, nämlich dass es nur lange genug schreien muss, um zu bekommen, was es möchte. Bei mangelnder Konsequenz kommt es also zu einer Verschlimmerung, statt zu einer Verbesserung.

Die Umsetzung des Plans
zum Schlafenlernen setzt absolute Konsequenz und Überzeugung voraus. Es ist in erster Linie eine Notlösung für erschöpfte Eltern.

Wie dein Baby schläft

Der 10-Punkte-Plan zum Durchschlafen