Stillen bei Frühgeborenen

Frühgeborene sind Babys, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. Sie kommen
in der Regel mit einem niedrigeren Geburtsgewicht und einer unreiferen Entwicklung zur Welt. Aufgrund ihrer besonderen Bedürfnisse ist das Stillen von Frühgeborenen von großer Bedeutung. Stillen bietet
nicht nur eine optimale Ernährung, sondern hat auch zahlreiche Vorteile für die Gesundheit und
Entwicklung dieser kleinen Babys.

Vorteile des Stillens für Frühgeborene

Das Stillen von Frühgeborenen bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die für ihre Gesundheit und Entwicklung von großer Bedeutung sind. Einer der wichtigsten Vorteile ist der Schutz vor Infektionen. Frühgeborene haben ein schwächeres Immunsystem und sind anfälliger für Infektionen. Muttermilch enthält jedoch wichtige Antikörper und Immunstoffe, die das Baby vor Krankheiten schützen können. Durch das Stillen erhalten Frühgeborene eine natürliche Immunisierung und werden vor Infektionen wie Atemwegsinfekten, Durchfallerkrankungen und Mittelohrentzündungen geschützt. Muttermilch enthält lebende Zellen, die die Produktion von Immunzellen im Körper des Babys anregen. Dies stärkt das Immunsystem und hilft dem Frühgeborenen, Krankheiten besser abzuwehren. Ebenso enthält Muttermilch probiotische Bakterien, die die Darmgesundheit fördern und das Risiko von Darminfektionen und Allergien verringern können.

Darüber hinaus fördert das Stillen die Entwicklung von Frühgeborenen. Muttermilch enthält eine optimale Mischung aus Nährstoffen, die speziell auf die Bedürfnisse von Frühgeborenen abgestimmt ist. Sie enthält eine hohe Konzentration an Proteinen, Fetten und Mineralstoffen, die für das Wachstum und die Entwicklung des Gehirns, der Knochen und anderer Organe wichtig sind. Die in der Muttermilch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren tragen zur Entwicklung des Nervensystems bei und können die kognitive Entwicklung unterstützen.

Herausforderungen beim Stillen von Frühgeborenen

Das Stillen von Frühgeborenen kann mit einigen Herausforderungen verbunden sein, da diese Babys oft unreife Saug- und Schluckreflexe haben. Frühgeborene kommen vorzeitig auf die Welt und haben möglicherweise noch nicht die Fähigkeit entwickelt, effektiv an der Brust zu saugen und zu schlucken. Sie können Schwierigkeiten haben, den Mund richtig zu öffnen
und eine korrekte Saugbewegung auszuführen. Dies kann dazu führen, dass das Baby nicht genug Milch bekommt und nicht ausreichend zunimmt.

Zusätzlich haben Frühgeborene oft eine geringere Saugkraft. Ihre Muskulatur im Mund- und Kieferbereich ist noch nicht vollständig entwickelt, was dazu führen kann, dass sie nicht stark genug saugen können, um ausreichend Milch zu bekommen. Dies kann zu einer unzureichenden Gewichtszunahme des Kindes und einer geringeren Milchproduktion bei der Mutter führen.

Alternativen zum Stillen von Frühgeborenen

Eine Alternative zum direkten Stillen ist die Gabe von Muttermilch über eine Sonde. Bei dieser Methode wird die abgepumpte Muttermilch mithilfe einer dünnen Sonde direkt in den Magen des Babys geleitet. Dies ermöglicht es dem Frühgeborenen, die Muttermilch zu erhalten, auch wenn es noch nicht in der Lage ist, effektiv an der Brust zu saugen. Die Sonde wird vorsichtig durch die Nase oder den Mund des Babys eingeführt und bis in den Magen geschoben. Die Muttermilch wird dann langsam und kontrolliert über die Sonde verabreicht. Diese Methode gewährleistet eine ausreichende Nahrungszufuhr und ermöglicht es dem Frühgeborenen, von den Vorteilen der Muttermilch zu profitieren.

Eine weitere Alternative ist die Fütterung von abgepumpter Muttermilch mithilfe einer Flasche oder eines Bechers. Dies ermöglicht es dem Frühgeborenen, die Muttermilch in seinem eigenen Tempo zu trinken und unterstützt gleichzeitig die Gewichtszunahme und das Wachstum. Die abgepumpte Muttermilch enthält immer noch alle wertvollen Nährstoffe, Antikörper und Immunstoffe, die dein Baby schützen und seine Entwicklung fördern.

Die Verwendung von abgepumpter Muttermilch bietet auch den Vorteil, dass andere Familienmitglieder oder Betreuungs-
personen bei der Fütterung des Babys helfen können. Dies ermöglicht dir, dich ausreichend auszuruhen und dich zu erholen - insbesondere wenn dein Baby längere Zeit im Krankenhaus bleiben muss.

Natürlich kann die Verabreichung abgepumpter Muttermilch das direkte Stillen nicht ersetzen – dennoch stellt sie eine wertvolle Alternative dar, um den Frühgeborenen die Vorteile der Muttermilch zu bieten, wenn das direkte Stillen nicht möglich ist.

Produktion von Muttermilch bei einer Frühgeburt

Dein Körper ist normalerweise nach der Hälfte der Schwangerschaft bereit, Muttermilch zu produzieren. Nach der Geburt deines Babys wird die Plazenta abgestoßen und der Progesteronspiegel sinkt, was dazu führt, dass deine Brüste beginnen, Kolostrum - die Vormilch - zu produzieren. Normalerweise wird die Milchproduktion durch das Saugen des Babys an der Brustwarze ausgelöst. Wenn das Baby jedoch zu früh geboren wird, kann es anfangs möglicherweise nicht gestillt werden.

Um die Milchproduktion anzuregen, kannst du deine Brüste und Brustwarzen mit den Händen oder einer Milchpumpe stimulieren. Dies hilft dabei, das nährstoffreiche Kolostrum aufzufangen, um es deinem Baby zu geben. Der Milcheinschuss, der Beginn der Phase der Produktion der Übergangsmilch, tritt normalerweise zwei bis vier Tage nach der Geburt ein. Aber bei einer Frühgeburt kann es zu Verzögerungen kommen. Eine Studie hat jedoch gezeigt, dass der Milcheinschuss bei Müttern, die innerhalb einer Stunde nach der Geburt abgepumpt hatten, zur erwarteten Zeit eintrat. Daher ist es wichtig, so früh wie möglich mit dem Abpumpen von Muttermilch zu beginnen.

Es ist auch wichtig zu beachten, dass die Menge und Zusammensetzung der Muttermilch bei Frühgeborenen möglicherweise anders ist als bei termingerecht geborenen Babys. Die Milch einer Mutter, die ein Frühchen hat, enthält oft höhere Mengen an Proteinen, Kalorien und Antikörpern, um die besonderen Bedürfnisse des Babys zu erfüllen.

Tipps zum Abpumpen von Muttermilch für Frühgeborene:

  1. Beginne frühzeitig mit dem Abpumpen: Je früher du mit dem Abpumpen beginnst, desto besser ist es für die Milchproduktion. Versuche, innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt mit dem Abpumpen zu beginnen, auch wenn dein Baby noch nicht gestillt werden kann.
  2. Pumpe regelmäßig: Um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, regelmäßig zu pumpen. Versuche alle 2-3 Stunden zu pumpen - auch nachts. Dies hilft, die Milchmenge zu steigern und sicherzustellen, dass genügend Milch für dein Baby vorhanden ist.
  3. Nutze eine gute Milchpumpe: Investiere in eine hochwertige Milchpumpe, die effektiv und komfortabel ist. Eine elektrische Doppel-Milchpumpe kann besonders hilfreich sein, da sie beide Brüste gleichzeitig abpumpen kann.
  4. Stelle sicher, dass du entspannt bist: Finde einen ruhigen und entspannten Ort zum Abpumpen. Entspanne dich, atme tief ein und aus, und denke an dein Baby. Oxytocin, das Hormon, das den Milchspendereflex auslöst, wird freigesetzt, wenn du dein Baby ansiehst, berührst, riechst und an es denkst. Stress und Anspannung können die Milchproduktion beeinträchtigen.
  5. Massiere deine Brüste: Vor dem Abpumpen kannst du deine Brüste sanft massieren, um den Milchfluss zu fördern. Verwende kreisende Bewegungen und arbeite dich von der Brustwand zur Brustwarze vor.
  6. Wärme deine Brüste vor dem Abpumpen auf: Eine warme Kompresse oder eine warme Dusche vor dem Abpumpen kann helfen, den Milchfluss zu verbessern. Die Wärme entspannt die Brustmuskulatur und erleichtert das Abpumpen.
  7. Lagere die abgepumpte Milch richtig: Stelle sicher, dass du die abgepumpte Milch in sauberen und desinfizierten oder sterilisierten Behältern aufbewahrst.

Richtiges Abpumpen

Doppelpumpen